Mag.a rer.nat Renee Gallo-Daniel
Präsidentin Österreichischer Verband der Impfstoffhersteller
Von einer lebenslangen Impfdisziplin profitiert nicht nur der Einzelne, sondern die Gesellschaft insgesamt. Je höher die Durchimpfungsraten, umso geringer ist die Gefahr, sich mit entsprechenden Krankheitserregern zu infizieren.
Was macht Impfstoffe so sicher?
Impfstoffe sind komplex hergestellte biologische pharmazeutische Produkte. Verbunden mit den komplexen Herstellungsprozessen sind aufwendige, mehrfache Kontrollmechanismen und Testverfahren. Diese sind notwendig, damit wir dauerhaft hohe Qualität in der Impfstoffproduktion und bei den ausgelieferten Impfstoffen gewährleisten können. Die Impfstoffproduktion dauert im Durchschnitt bis zu zwei Jahre (von der Bestellung des Rohmaterials bis zur Auslieferung beziehungsweise bis zur Chargenfreigabe in einem Land). Um qualitativ hochwertige Impfstoffe zur Verfügung zu stellen, werden alle Chargen von Impfstoffen vor Inverkehrbringung vom Hersteller selbst und von „amtlichen Arzneimittelkontrolllaboren“ – OMCLs (Official Medicines Control Laboratories) – getestet. Dies führt zu Zweifach- oder manchmal auch zu Mehrfachtestungen, einer erhöhten Komplexität, aber auch zu verbesserter Sicherheit. Diese Mehrfachtestungen implizieren auch, dass Impfstoffchargen ausgeschieden, verworfen und entsorgt werden, wenn die Standards nicht zu 100 Prozent erfüllt sind.
Wer sollte sich impfen lassen?
Prinzipiell gibt es in jedem Land – so auch in Österreich – einen Impfplan, der von den Gesundheitsbehörden publiziert wird. Dieser gibt vor, welche Impfungen für welche Gruppen in unserer Bevölkerung sinnvoll und empfehlenswert sind. Wir haben in Österreich einen Impfplan für Babys und Kleinkinder sowie Impfempfehlungen für Jugendliche, Erwachsene und auch ältere Menschen.
Oft wird von „Herdenimmunität/Herdenschutz“ gesprochen – was bedeutet dies in Bezug auf das Impfen?
Gerade im Bereich der Impfungen ist der Aufbau von Herdenschutz oder Gemeinschaftsschutz wichtig. Man muss allerdings anmerken, dass dies nicht bei allen impfpräventablen Erkrankungen möglich ist. Bei FSME geht dies zum Beispiel nicht, da die FSME durch einen Vektor – die Zecke – übertragen werden kann und nicht von Mensch zu Mensch. Um diesen positiven Effekt von Impfungen (Reduktion von Krankheitsfällen mit dem Ziel der Eradikation) in der Bevölkerung zu erzielen, benötigt man ausreichend hohe Durchimpfungsraten. Aufklärungsmaßnahmen in der Bevölkerung, die über die Krankheiten und die Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel Hygienevorschriften oder Impfmöglichkeiten, informieren, sind in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Wer sich impfen lässt, schützt aber nicht nur sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft. Impfen bedeutet in vielen Fällen nicht nur den Schutz für die einzelne Person. Denn je höher die Durchimpfungsraten gegen manche impfpräventablen Erkrankungen sind, desto eher ist es auch möglich, jene Menschen zu schützen, die selbst nicht geimpft sind. So ein Phänomen wird als Herdenimmunität oder Gemeinschaftsschutz bezeichnet.