Fred Luks
Forscher, Publizist und Redner
Die meisten Menschen in Österreich leben in einem Wohlstand, den man als sensationell bezeichnen kann. Unser Reichtum ist großartig. Aber er hat auch Schattenseiten.
Wie wir leben, hat Auswirkungen auf Menschen in anderen Gegenden dieser Welt und Konsequenzen für die Natur. Die Klimakrise macht besonders deutlich, wie brüchig unser Wohlstand ist. Aber sie ist nicht das einzige Umweltproblem, das unser Wohlstandsmodell in Frage stellt: der Verlust der Artenvielfalt, der Zustand der Meere und der nach wie vor wachsende Verbrauch von natürlichen Ressourcen sind andere Beispiele.
Immer noch “imperiales” Österreich
Angesichts dieser Situation sprechen Wissenschaftler wie Ulrich Brand und Markus Wissen von einer „imperialen Lebensweise“. „Nachhaltigkeit“ ist das Gegenteil dieser Lebensweise: Denn nachhaltig entwickelt sich eine Gesellschaft dann, wenn alle Menschen gut leben können, ohne dass das auf Kosten der Zukunft oder der Natur geht. „Grün denken“ kann ein wichtiger Beitrag zu einer solchen Nachhaltigkeit sein – aber nur dann, wenn das Denken auch zu konkreten Veränderungen führt. Wenn wir uns Sorgen um die Klimakrise machen, über Waldbrände in Brasilien und Australien schockiert sind, beim Konsum von Avocado und Fast Fashion ein schlechtes Gewissen haben – all das ändert erst dann etwas, wenn
wir daraus Konsequenzen ziehen.
Die Welt verändert sich also erst dann, wenn grünes Denken auch zu nachhaltigem Handeln führt. Öffis statt Auto, mehr Gemüse und weniger Fleisch, den Konsum entschleunigen: Es ist gar nicht so schwer, naturverträglicher zu leben. Und das Schöne ist, dass eigentlich alle Bestrebungen in Richtung Nachhaltigkeit sich positiv auf die eigene Lebensqualität auswirken.
Grün denken, die Welt verändern!
Gleichzeitig sollte man sich im Klaren sein, dass individuelles Verhalten allein nicht die ökologischen Folgen unseres Wohlstandsmodells aushebeln kann. Grünes Denken und nachhaltiges Handeln müssen Teil einer gesellschaftlichen Transformation sein. Ein zentraler Aspekt dieses Wandels: Die Preise für Nahrung, Kleidung und Mobilität müssen endlich „die ökologische Wahrheit sagen“ (Ernst Ulrich von Weizsäcker) – dann wird es leichter, nachhaltig zu konsumieren und in ökologische Innovationen zu investieren. Wenn grünes Denken diese Art der Transformation unterstützt, tun wir der Natur und kommenden Generationen etwas Gutes – und uns selbst.